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Sternenstaub

Sternenstaub

Die Geschichte des Universums in 42 nie verliehenen Nobelpreisen | Ben Moore

Hardcover
2022 Kein & Aber
Auflage: 1. Auflage
352 Seiten; 21.5 cm x 14.5 cm
ISBN: 978-3-0369-5887-3

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Zitat aus einer Besprechung
»Dennoch ist Sternenstaub keine Generalabrechnung mit den reformwürdigen Vergabekriterien des Nobelpreises, sondern vor allem ein leicht zu lesender Streifzug durch elementare Ideen, die uns unseren Platz im Universum gezeigt haben. Dabei gelingt es Ben Moore hervorragend, die Frage- und Problemstellungen verständlich zu machen, an denen all diese Forscherinnen und Forscher gearbeitet haben.« Gerrit Stratmann, DLF Kultur, 23. November 2022

Kurztext / Annotation
42 nie verliehene Nobelpreise, die unsere Sicht auf das Universum verändern

Hauptbeschreibung
Der Nobelpreis ist die wohl größte Ehre, die Forscherinnen und Wissenschaftlern zuteil werden kann. Von 1901 bis 2021 gab es 218 Nobelpreisträger in der Physik. Doch warum wurden so wenige dieser Preise an Astrophysiker und Kosmologen vergeben? Warum gingen einige davon an die Falschen – und überhaupt nur vier an Frauen? Warum bekam Stephen Hawking nie einen Nobelpreis, warum wurde Albert Einstein wütend, als er einen bekam – und haben Sie je von dem belgischen Priester gehört, der den Urknall entdeckte? Ben Moore beantwortet nicht nur diese Fragen, sondern nimmt die Leser:innen auch mit auf eine Reise durch eine so bisher nie erzählte Geschichte unseres Universums. Er lenkt den Blick auf jene Leben, Schicksale und Entdeckungen herausragender Forscherinnen und Forscher, die übergangen, übervorteilt oder schlichtweg vergessen wurden.



  • VORWORT


  • TEIL I – DIE ERSTEN WISSENSCHAFTLER

    • Erathosthenes (ca. 276–194 v. Chr.) »für den Nachweis, dass die Erde rund ist, und für die Bestimmung ihrer Größe«

    • Aristarchos von Samos (ca. 310–230 v. Chr.) »für die Entdeckung unseres Platzes im Sonnensystem«

    • Nikolaus Kopernikus (1473–1543) »für das heliozentrische Modell des Sonnensystems«

    • Johannes Kepler (1571–1630) »für die Gesetze der Planetenbewegungen«

    • Galileo Galilei (1564–1642)»für den Nachweis, dass die Planeten die Sonne umlaufen, und die Entdeckung unserer Galaxie«

    • Isaac Newton (1642–1726) »für die Demonstration, dass eine Kraft namens Gravitation die elliptischen Planetenbahnen hervorbringt«

    • Edmund Halley (1656–1742) »für die Zerschlagung der Kristallsphären und die Techniken zur Messung der Distanz zur Sonne«

    • Immanuel Kant (1724–1804) »für seine visionären Theorien über den Ursprung des Sonnensystems und ein riesiges, sich entwickelndes Universum«

    • Henry Cavendish (1731–1810) »für die Bestimmung der Erddichte und der absoluten Kraft der Gravitation«

    • Friedrich Bessel (1784–1846) »für die Messung der Distanzen zu den Sternen«




  • TEIL II – DIE WISSENSCHAFTLER:INNEN, DIE UNSEREN PLATZ IN ZEIT UND RAUM BESTIMMTEN

    • Henri Poincaré (1854–1912) »für das Prinzip der Relativität, die Entdeckung der Chaostheorie und die Vorhersage der Existenz von Gravitationswellen«

    • Albert Einstein (1879–1955) »für die Allgemeine Relativitätstheorie, die Raum, Zeit,

    • Materie und Energie miteinander verbindet«

    • Henrietta Swan Leavitt (1868–1921) »für die Entdeckung einer astronomischen Standardkerze, die dazu führte, dass unser Platz in der Milchstraße und im Universum bestimmt werden konnte«

    • Georges Lemaître (1894–1966) »für die Entdeckung, dass das Universum sich ausdehnt und einen heißen, dichten Ursprung hat – den Urknall«

    • Arthur Eddington (1882–1944) »für die Energiequelle und die ersten theoretischen Modelle von Sternen«

    • Cecilia Payne (1900–1979) »für die Entdeckung, woraus Sterne gemacht sind«

    • George Gamow (1904–1968) »für die Theorie der primordialen Nukleosynthese«

    • Ralph Alpher (1921–2007) & Robert Herman (1914–1997) »für die Vorhersage des messbaren Nachglühens des Urknalls – der kosmischen Mikrowellenhintergrundstrahlung«

    • Clair Patterson (1922–1995) »für die Messung des Alters des Sonnensystems«

    • Allan Sandage (1926–2010) »für die Messung des Alters der Galaxie und des Universums«

    • Fred Hoyle (1915–2001) »für die Theorie, dass Elemente in Sternen geschmiedet

    • werden«

    • Fritz Zwicky (1898–1974) »für die Entdeckung Dunkler Materie in Galaxienhaufen, die Interpretation von Supernovae und die Vorhersage der Existenz von Neutronensternen«

    • Vera Rubin (1928–2016) »für die Beobachtungen, welche die Wissenschaft überzeugten, dass Dunkle Materie existiert«

    • Rainer Sachs (1932), Arthur Wolfe (1939–2014) und Joe Silk (1942) »für die Vorhersage von Temperaturvariationen in den Photonen des kosmischen Mikrowellenhintergrunds«

    • Marietta Blau (1894–1970) »für ihre Entwicklung der fotografischen Methode zur

    • Untersuchung nuklearer Prozesse und die Entdeckung des Zerfalls von Atomen durch kosmische Strahlung«

    • Lise Meitner (1878–1968) »für die Theorie und Entdeckung der Kernspaltung«

    • Jakow Seldowitsch (1914–1987) »für seine theoretischen Entdeckungen in der physikalischen Kosmologie«

    • Fabiola Gianotti (1960) – und 3000 andere »für die Nachbildung der Bedingungen während der ersten Sekunde des Urknalls und die Entdeckung des Higgs-Bosons«

    • Jocelyn Bell Burnell (1943) »für die Entdeckung von Neutronensternen«

    • Shiv Kumar (1939) »für die Vorhersage der Mindestmasse eines Sterns sowie der Existenz von Braunen Zwergen und Sternen der Population III«

    • Aleksander Wolszczan (1946) und Dale Frail (1961) »für die Entdeckung extrasolarer Planeten«

    • Carl Sagan (1934–1996) »für die Bestimmung der Vergangenheit und der Zukunft der Erde angesichts einer sich entwickelnden Sonne – und dafür, dass er uns alle inspirierte«

    • Emmy Noether (1882–1935) »für den Zusammenhang zwischen Raum und Zeit und Erhaltungsgrößen«

    • Chien-Shiung Wu (1912–1997) »für den Nachweis, dass die Natur nicht immer symmetrisch ist«

    • Edward Tryon (1940–2019) »für die Idee, dass das Universum aus dem Nichts durch eine Quantenfluktuation entstanden sein könnte«

    • Ludwig Boltzmann (1844–1906) »für die Interpretation der Thermodynamik und die Richtung der Zeit«

    • Pier Giorgio Merli (1943–2008), Gianfranco Missiroli (1945) und Giulio Pozzi (1945) »für das schönste Experiment, das je durchgeführt wurde«

    • Hugh Everett (1930–1982) »für die Viele-Welten-Interpretation der Quantenmechanik und der Realität«

    • Stephen Hawking (1942–2018) »für den Beweis, dass selbst Schwarze Löcher nicht ewig bestehen werden«

    • Freeman Dyson (1923–2020) »für seine Beiträge zur Quantenfeldtheorie und seine visionäre Arbeit über die Zukunft des Lebens im Universum«

    • Erast Gliner (1923) »für die Theorie der Inflation«

    • Andrei Linde (1948) & Paul Steinhardt (1952) »für die ewige Inflation und die Theorie des Multiversums«



  • EPILOG


  • APPENDIX

    • Missverständnisse über den Urknall oder: Die unermüdliche Ameise

    • Raumzeit







VORWORT


Viele Wissenschaftler:innen, die große Entdeckungen in der Astronomie, Astrophysik und Kosmologie machten, wurden für ihre Arbeit nicht gewürdigt. Entdeckungen wurden oft den falschen Wissenschaftler:innen zugeschrieben oder wichtige Preise an die falsche Person vergeben. In den meisten Fällen wurden die grundlegenden Beiträge anderer vernachlässigt oder vergessen. Wenn man zum Beispiel einen Wissenschaftler fragt, wer herausfand, dass sich das Universum ausdehnt – dass es einen Anfang hatte –, wird die Antwort höchstwahrscheinlich »Edwin Hubble« lauten. Tatsächlich entdeckte aber nicht Hubble den Urknall. Hubble glaubte nicht einmal an die Idee, dass sich das Universum ausdehnt. Dies wurde von einem belgischen Priester erkannt. Sogar noch weniger bekannt ist wohl die Tatsache, dass die Entdeckung unseres Platzes im Universum Henrietta Leavitt zu verdanken ist, die als menschlicher »Computer« eingesetzt wurde, um die Helligkeit von Sternen zu katalogisieren. Eine der größten Ehren für Wissenschaftler:innen ist es, wenn ihre Entdeckung mit ihrem Namen versehen und ihr Name auf diese Weise in Erinnerung behalten wird. Eine weitere große Ehre ist die Auszeichnung mit berühmten Preisen, und keiner ist so berühmt wie der Nobelpreis, der »Oscar der Wissenschaft«. Alfred Nobel war ein schwedischer Chemiker, Erfinder und Geschäftsmann. 1888 starb sein Bruder, und eine französische Zeitung veröffentlichte fälschlicherweise einen Nachruf auf Alfred. Der Autor verurteilte ihn darin für seine Erfindung von militärischen Sprengstoffen und erklärte: »Le marchand de la mort est mort« (Der Händler des Todes ist tot). Weiter hieß es: »Dr. Alfred Nobel, der reich wurde, indem er Wege fand, mehr Menschen schneller als je zuvor zu töten, ist gestern gestorben.« Dies veranlasste Alfred Nobel, der ja noch am Leben war und sich bester Gesundheit erfreute, darüber nachzudenken, wie er nach seinem Tod in Erinnerung bleiben wollte. 1895 unterzeichnete er sein letztes Testament und hinterließ fast sein gesamtes Vermögen, um die fünf Nobelpreise für Physik, Chemie, Medizin, Literatur und Frieden zu stiften. Nach heutigem Wert lag der Betrag bei etwa einer halben Milliarde Euro. Heute teilen sich die Nobelpreisträger jedes Jahr etwa eine Million Euro pro Kategorie.


Aber der Preis ist mehr als das. Er ist die größte Ehre für jeden Wissenschaftler, der ihn erhält. Es gibt Preise, die höher dotiert sind, aber sie sind nicht gleichermaßen bekannt oder prestigeträchtig. Wir hören viel über jene Wissenschaftler, die einen Nobelpreis erhalten, aber was ist mit jenen, die keinen bekommen? Zwischen 1901 und 2021 gab es 218 Nobelpreisträger:innen in Physik. Astrophysiker:innen und Kosmolog:innen wurden dabei lange nicht berücksichtigt. Darüber hinaus wurden einige dieser Preise an die Falschen verliehen, und Frauen wurden notorisch übergangen – nur vier dieser 218 Nobelpreise gingen an Frauen. Während des größten Teils unserer Wissenschaftsgeschichte war es Frauen gar nicht erlaubt, Wissenschaft zu betreiben. Und im letzten Jahrhundert gab es viele Frauen, deren Arbeit gegenüber der ihrer männlichen Kollegen missachtet wurde. Obwohl bei der Gleichstellung inzwischen große Fortschritte erzielt wurden, bleibt noch viel zu tun.


Dies ist eine Geschichte der Entdeckung unseres Universums – verbunden mit meiner persönlichen Meinung darüber, wer die Anerkennung durch einen Nobelpreis verdient hätte. Ich forsche seit über dreißig Jahren in Astrophysik und Kosmologie, aber die Auswahl war keine leichte Aufgabe. Und sicherlich könnten einige Namen auf meiner Liste infrage gestellt werden. Liebe Kolleginnen und Kollegen, bitte entschuldigen Sie, dass ich Ihre Wissenschaftsheldin, Ihren Lieblingswissenschaftler oder gar Sie selbst nicht erwähnt habe. Wie können wir überhaupt entscheiden, wer eine solche Auszeichnung verdient? Geht sie an denjenigen, der die Idee hatte? Oder an diejenigen, die diese Idee durch Experimente oder Beobachtungen in ein Ergebnis verwandeln? Was ich in meiner Karriere als Forscher gelernt habe, ist, dass Ideen das Kostbarste sind. Meine Geschichte der Entdeckung unseres Universums beginnt vor langer Zeit. Alfred Nobel hat in seinem Testament nicht festgelegt, dass seine Preise nur an lebende Personen verliehen werden sollen. Dies wurde erst 1974 in die Statuten der Nobel-Stiftung aufgenommen. Es gibt einige brillante Wissenschaftler, die lange vor Herrn Nobel starben, und ohne ihre Einsichten in den Kosmos wären wir nicht da, wo wir sind. Schließlich bewegt sich die Wissenschaft Schritt für Schritt voran, mit Irrwegen und Sackgassen, gepaart mit zufälligen Glücksgriffen und bemerkenswerten Erkenntnissen. Nobels Testament sah ursprünglich vor, dass der Preis nur an eine Person verliehen werden sollte. Die Nobel-Stiftung änderte ihre Satzung, um den Preis an bis zu drei Personen für zwei verschiedene Entdeckungen vergeben zu können. Auch das scheint eine ziemlich willkürliche Modifikation zu sein und hat zu vielen Konflikten geführt. Gerade im heutigen Forschungsumfeld mit seinen großen Kooperationen ist eine solche Satzung problematisch. Alfred Nobel legte in seinem Testament auch fest, wie sein Vermögen als jährliche Preisserie ausgezahlt werden sollte. Dort heißt es: »Die Zinsen sind in fünf gleiche Teile zu teilen und wie folgt zu verteilen: ein Teil an die Person, die die wichtigste Entdeckung oder Erfindung auf dem Gebiet der Physik gemacht hat; …« Dies wird vom Nobelkomitee in vielen Fällen so interpretiert, dass eine Entdeckung bestätigt sein muss. Ich finde das eine ziemlich alberne Sache. Eine Theorie ist niemals Tatsache, aber eine Theorie kann Beweise für ihre Gültigkeit erhalten und zu einer besseren Theorie werden als andere. Entdeckungen in der Wissenschaft stützen Theorien, aber Theorien werden immer Theorien bleiben und niemals Tatsachen. Dass sich das Leben entwickelt, ist eine Theorie, dass sich das Universum ausdehnt, ist eine Theorie. Irgendwann kann jede Theorie durch eine bessere ersetzt werden, allerdings muss sie auch alle Erfolge der Theorie, die sie ersetzt, mit einbeziehen. Deshalb glaube ich, dass auch bahnbrechende Theorien und Ideen einen Nobelpreis verdient haben. Es sind tiefgreifende Einsichten, die zum Verständnis und der Interpretation unseres Universums beitragen, und die Anerkennung verdient haben.



Warum 42 – abgesehen natürlich von der offensichtlichen Verbindung zu meinem Lieblings-Science-Fiction-Buch
Per Anhalter durch die Galaxis
? Als ich mir zum ersten Mal eine Liste der wichtigsten Entdeckungen machte, die keinen Nobelpreis erhalten hatten, waren es genau 42. Man könnte argumentieren, dass es weniger oder sogar mehr sein sollten. Natürlich wird die Antwort auf das Leben, das Universum und alles andere die Arbeit vieler zukünftiger brillanter Wissenschaftler erfordern, aber die in dieser Geschichte beschriebenen haben uns auf dem Weg in Richtung dieses Ziels schon ziemlich weit gebracht.






Ben Moore, geboren 1966 in Großbritannien, ist seit 2002 Professor für Astrophysik an der Universität Zürich. Er hat über 300 Forschungsarbeiten zur Entstehung kosmischer Strukturen – Sterne, Galaxien und Planeten - veröffentlicht. Bei Kein & Aber erschienen von Ben Moore die Bücher
Elefanten im All
(2012),
Da draußen
(2014),
Mond: Eine Biografie
(2019) und zusammen mit Katharina Blansjaar
Gibt es auf der dunklen Seite vom Mond Aliens
? (2017). Zudem ist er Kolumnist beim
Das Magazin
des
Tages-Anzeigers
.





Katharina Blansjaar hat für Kein & Aber alle Bücher von Ben Moore übersetzt, zudem
Geschwister berühmter Menschen
von Ingmar Vriesema (2016) und ist Autorin von
Chic. 50 modische Legenden und wie man sie trägt
(2015).