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Beklaute Frauen

Denkerinnen, Forscherinnen, Pionierinnen: Die unsichtbaren Heldinnen der Geschichte | Leonie Schöler

E-Book
2024 Penguin Verlag
416 Seiten
ISBN: 978-3-641-30996-1

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Kurztext / Annotation
Wie Frauen Geschichte schrieben - und Männer dafür den Ruhm bekamen
Muse, Sekretärin, Ehefrau - es gibt viele Bezeichnungen für Frauen, deren Einfluss aus der Geschichte radiert wurde. Für deren Leistungen Männer die Auszeichnungen und den Beifall bekamen: Wissenschaftlerinnen, deren Errungenschaften, im Gegensatz zu denen ihrer männlichen Kollegen, nicht anerkannt wurden. Autorinnen, die sich hinter männlichen Pseudonymen versteckten. Oder Künstlerinnen, die im Schatten ihrer Ehemänner in Vergessenheit geraten sind. Lebendig und unterhaltsam erzählt die Historikerin Leonie Schöler ihre Geschichten, sie zeigt, wer die Frauen sind, die unsere Gesellschaft bis heute wirklich vorangebracht haben. Und sie verdeutlicht, wie wichtig die Diskussion um Teilhabe und Sichtbarkeit ist. Dabei wird klar: Hinter jedem erfolgreichen Mann steht ein System, das ihn bestärkt; vor allen anderen steht ein System, das sie aufhält.

Mit zahlreichen Abbildungen und Infokästen

Leonie Schöler, geboren 1993, ist Historikerin, Journalistin und Moderatorin. Auf ihren beliebten TikTok- und Instagram-Kanälen (@heeyleonie) vermittelt sie spannendes Geschichtswissen und klärt ihre über 230.000 Follower*innen regelmäßig über die Vergangenheit und aktuelle politische Geschehnisse auf. Als Redakteurin und Filmemacherin mit Fokus auf Webvideos liefen ihre Recherchen bei diversen funk-Produktionen, unter anderem »Jäger und Sammler«, das »Y-Kollektiv« und »Auf Klo«. Im Sommer 2021 erschien ihre Dokumentation über das System Tönnies für ZDFinfo, im Januar 2022 ihre achtteilige Webvideoreihe zur Wannsee-Konferenz für das ZDF. Zudem moderierte Schöler ab November 2022 in ihrer Rolle als Historikerin das ZDFinfo-Format »Heureka« auf YouTube. Leonie Schöler lebt in Berlin. »Beklaute Frauen« ist ihr erstes Sachbuch.



Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

EINLEITUNG

Es waren einmal die Jäger und die Sammler. Die Männer waren die Jäger, die Frauen die Sammlerinnen. Zogen die Jäger aus, um gemeinsam auf die Pirsch zu gehen, suchten die Sammlerinnen nach essbaren Samen, Nüssen, Kräutern und Wurzeln. Saßen die Männer zusammen, um sich aus Steinen neue Waffen herzustellen, kochten die Frauen nahrhafte Eintöpfe und kümmerten sich um den Nachwuchs. So war alles klar geregelt - die Rollen, die die beiden Geschlechter in der Gemeinschaft ausfüllten, waren aufgrund ihrer Fähigkeiten und biologischen Unterschiede festgelegt. Als vor circa 2,2 Millionen Jahren die ersten Menschen auf Erden wandelten, waren sie in ihrer Entwicklung aus heutiger Sicht vielleicht primitiv - aber das mit der natürlichen Ordnung von Mann und Frau hatten sie bereits verstanden. Mann und Frau, Yin und Yang, Gegensätze ziehen sich an!

So oder so ähnlich lautet die Erzählung der ersten Menschen, wie ich sie in der Schule gelernt habe. Den meisten, die jetzt diese Sätze lesen, wurde es vermutlich nicht anders beigebracht! Ob in Büchern, Filmen oder auch im Museum: Die Geschichte der Jäger und Sammler wird bis heute stark über das Geschlecht erzählt. Bildliche Darstellungen zeigen die Männer der Steinzeit mit Speer und Axt in der Hand, wie sie laut brüllend hinter einem Bison herjagen, während die Frauen friedlich zusammensitzen und mit jeder verfügbaren Brust ein Neugeborenes stillen. »Na und?«, werden jetzt einige sagen, »das stimmt doch auch. Das alles wurde längst durch Ausgrabungen bestätigt!« Und in der Tat: Archäologische Funde belegen, dass diese binäre Geschlechterordnung offenbar seit Beginn der Menschheit existiert. Ein bisschen peinlich für all die Feminist*innen, die von der Gleichheit der Geschlechter faseln, und noch peinlicher für die, die von mehr als zwei natürlichen Geschlechtern ausgehen! Lehrt uns die Geschichte denn nicht alles, was wir über das Zusammenleben von Mann und Frau wissen müssen?

Nun, in der Theorie tut sie das. In der Praxis ist es allerdings etwas komplizierter - denn natürlich können wir unsere erlernten Vorbehalte und Denkmuster auch dann nur schwer ablegen, wenn wir in die Vergangenheit blicken. Bezogen auf das Geschlecht nennt sich das in der Wissenschaft Gender Bias, oder auch: geschlechtsbezogener Verzerrungseffekt. Der beschreibt, dass sich sexistische Vorurteile und Stereotype so sehr auf unser Denken auswirken, dass sie unsere Wahrnehmung der Welt verzerren. Als beispielsweise die Evolutionstheoretiker des 19. Jahrhunderts die biologischen Ursprünge des menschlichen Lebens erforschten, hatten sie ganz klare Vorstellungen von den Geschlechtern. So schrieb Charles Darwin 1871 in seinem Werk Die Abstammung des Menschen:

»Der hauptsächlichste Unterschied in den intellektuellen Kräften der beiden Geschlechter zeigt sich darin, dass der Mann zu einer größeren Höhe in Allem, was er nur immer anfängt, gelangt, als zu welcher sich die Frau erheben kann, mag es nun tiefes Nachdenken, Vernunft oder Einbildungskraft, oder bloß den Gebrauch der Sinne und der Hände erfordern.«[1]

Ganz ehrlich - wer glaubt nach dem Lesen dieser Aussage ernsthaft, dass Darwin zu neutralen wissenschaftlichen Erkenntnissen über Frauen fähig gewesen wäre? Nun, die männlich dominierte Forschungswelt des 19. Jahrhunderts tat genau das. Die anderen Wissenschaftler hatten nämlich größtenteils exakt die gleichen Vorurteile wie Darwin und suchten in der Geschichte und Biologie des Menschen unermüdlich nach Beweisen für die Überlegenheit des Mannes. Als Ausgangspunkt für diese Annahme funktionierten die Jäger und Sammler ganz fantastisch: Die scheinbar klare Rollenverteilung diente als Argument, dass dies die natürliche Ordnung zwischen Mann und Frau sein müsse, die bereits in ihrer Biologie begründet sei. Erste archäologische Untersuchungen bestätigten diese Auffa