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Briefwechsel 1905-1937

Briefwechsel | Anton Kippenberg; Stefan Zweig

E-Book
2022 Insel Verlag
Auflage: 1. Auflage
1000 Seiten
ISBN: 978-3-458-79820-0

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Kurztext / Annotation

Im Jahr 1905 übernahm Anton Kippenberg die Leitung des Insel Verlags und begann mit einer wesentlichen Ausweitung des bisherigen Programms. Stefan Zweig, dessen Bücher ab 1906 »bei der Insel« erschienen, wurde bald zu einem der wichtigsten Berater des Hauses. Seinem Drängen verdanken sich die Gründung der Insel-Bücherei im Jahr 1912 und das Projekt der Bibliotheca mundi, in der Werke der Weltliteratur in ihren Originalsprachen verlegt wurden. Neben zahlreichen weiteren angedachten, ausgeführten, erfolgreichen und auch missglückten Projekten entstand Zweigs eigenes umfassendes Werk, das zu den meistverkauften der politisch turbulenten Zwischenkriegszeit gehört. Die bestens erprobte Zusammenarbeit endete nach beinahe drei Jahrzehnten mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten. 1934 verließ der erfolgreiche jüdische Autor Stefan Zweig den Verlag nach öffentlichen Auseinandersetzungen, zwei Jahre später wurde der Vertrieb seiner Bücher in Deutschland endgültig verboten.
Die hier erstmals publizierten rund 600 Briefe aus der Korrespondenz zwischen Anton Kippenberg und Stefan Zweig sind eine literarische und literaturhistorische Sensation. Zum ersten Mal lässt sich verfolgen, wie im intensiven Zusammenspiel zwischen Verleger und Autor nicht nur ein Werk, sondern ein Verlagsprogramm entsteht. Zudem wird eindrucksvoll deutlich, wie sich darüber auch eine persönliche Freundschaft entwickelte.
Im Jahre 1905 übernahm Anton Kippenberg die Leitung des Insel Verlags. Er begann sofort mit einer Ausweitung des Programms, dabei stützte er sich als Berater auf Rainer Maria Rilke, Hugo von Hofmannsthal und Stefan Zweig. Zweig, der sich selbst als kosmopolitischen Literaten verstand, wurde zu seinem eifrigsten Ratgeber: Seinem Drängen verdankt sich die Gründung der Insel Bücherei im Jahre 1912. Er unterbreitete Kippenberg stetig und häufig Vorschläge für Übersetzungen, er wollte die autokratische Insel mittels Büchern der Weltliteratur demokratisieren. Dieser Versuch einer Aufklärung der Leserschaft scheiterte endgültig in den ersten Jahren des 'Dritten Reiches' - Zweig schied aus dem Insel Verlag aus.

Die hier erstmals publizierten 800 Briefe aus der Korrespondenz zwischen Anton Kippenberg und Stefan Zweig sind eine literarische und literaturhistorische Sensation. Zum ersten Mal läßt sich verfolgen, wie im Zusammenspiel eines Verlegers und eines Autors ein Verlagsprogramm entsteht, wie Erfolge gemacht werden, wie Rivalitäten zwischen den Autoren zu vermeiden sind.

Diese Korrespondenz spiegelt mit der Konfrontation des deutsch-nationalen Kippenberg und des weltliterarisch orientierten Zweig das Panorama der deutschen Kultur in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wider.



Anton Kippenberg wurde am 22. Mai 1874 in Bremen geboren und starb am 21. September 1950 in Luzern. Er war von 1905 bis 1950 Leiter des Insel-Verlag und baute eine der bedeutendsten Goethe-Sammlungen in Privatbesitz auf.

Beschreibung für Leser
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1907

[18]__Anton Kippenberg an Stefan Zweig, [Leipzig], 2. Januar 1907

2.__I. [07].1

Diktat.

Lieber Herr Doktor!

Heute nur eine Frage: Der junge Graf Kalckreuth, dessen Verlaine-Übersetzung wir kürzlich brachten,2 hat eine überaus gelungene Übersetzung der »Fleurs du mal«3 hinterlassen, die ich im Begriff bin, zum Druck zu geben. Schwierigkeit macht mir der Titel. Stefan George übersetzt »Die Blumen des Bösen«, was ich sehr wenig acceptable finde; ich dachte an »Die Giftblumen«. Würden Sie wohl die Freundlichkeit haben, mir darüber Ihre Meinung zu sagen oder mir eine sonstige Übersetzung vorzuschlagen? Ich finde, offen gesagt, keine Bessere.

Mit vielem Dank im voraus, besten Wünschen für das neue Jahr und verbindlichen Grüssen

Ihr sehr ergebener

[Anton Kippenberg]

1Im Original versehentlich »06«.

2Paul Verlaine: Ausgewählte Gedichte. Übertragen von Graf Wolf von Kalckreuth, Insel-Verlag, 1906.

3Charles Baudelaires Gedichtband Les Fleurs du mal war in einer ersten Ausgabe 1857 im Pariser Verlag Poulet-Malassis et De Broise erschienen.

[19]__Stefan Zweig an Anton Kippenberg, Wien, o.__D.
[Eingangsdatum: 14. Januar 1907]

Wien I

Rathhausstrasse 17

Sehr verehrter Herr Doktor,

Ihr Brief erreichte mich erst heute über den Umweg Südtirol.1 Mit den »Fleurs du mal« ist das eine böse Sache. Ich dachte immer an »Die argen Blumen«, »Die verruchten Blumen«, »Giftblumen« (das zweite ist wohl das Beste), aber wenn man kühn ist und das Böse mit Satan identificiert, so käme man vielleicht mit »Die satanischen Blumen« dem Sinne B_[_audelaire]'s am nächsten. Übrigens sehe ich nichts dabei, sie - trotz George - wieder »Die Blumen des Bösen« zu nennen.2

Ich will mich nicht mit einem Rat zudrängen, aber ich meine, Sie werden überhaupt damit nicht viel Seide spinnen. Von meiner eigenen Übertragung (die teilweise sehr böse ist) schwimmen dank der Verramschung Seemann's 2000 Ex.* in Deutschland herum,3 George und die Ausgabe bei Bruns4 haben sich auch viel Platz genommen und dann - ist Kalckreuth wirklich so erstclassig? Eine unnummerierte Ausgabe wäre ja wohl das Beste.

Wenn Sie aber die französische Lyrik überhaupt complettieren wollen, so will ich Ihnen meinen eigenen alten Plan vorlegen. Eine Anthologie »Neufranzösische Lyrik« (seit Victor Hugo). Und zwar Übertragungen:

Victor Hugo (Leuthold, Geibel, Freiligrath ect. ect.)

Verlaine (Dehmel, Evers, Schlaf ect.)

Heredia (Schaukal)

Giraud (Hartleben)

Gustave Kahn (Bierbaum)

Lerberghe (Otto Hauser)

Mallarmé (Schaukal, K.__L. Ammer)

Rimbaud (K.__L. Ammer)

Verhaeren (Zweig)

Laforgue (Wiegler)

Maeterlink (K.__L. Ammer, Bronikowski)

u.__s.__f. Samain, Vielé-Griffin, Sully Prudhomme, Mendès, André Gide, Paul Fort von verschiedenen guten Übersetzern. Das ganze ein mittelstarker Band mit paar Holzschnittportraits Vallottons.5

Ich bin gerade im Vorschlagen und will Ihnen die andere Idee vortragen, die ich Ihnen schon ankündigte. Ein Buch, an dem zu verdienen wäre. Eine Anthologie »Deutsche Sonnette«. Und zwar 100 Sonnette seit Goethe bis heute, also Goethe, Novalis, Platen, Eichendorff, Keller, Hebbel, Saar, Heine, Lili