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Philip Roth

Biografie | Blake Bailey

E-Book
2023 Carl Hanser Verlag Gmbh & Co. Kg; Skyhorse Pulishing
Auflage: 1. Auflage
1088 Seiten
ISBN: 978-3-446-27691-8

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€ 49,99

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Kurztext / Annotation
Die erste umfassende Philip-Roth-Biografie. 'Der wichtigste Schriftsteller unserer Zeit.' Willi Winkler, Süddeutsche Zeitung
Um das Leben des Philip Roth ranken sich unzählige Gerüchte und Geschichten - sicher auch inspiriert von den autobiografischen Spuren, die er in seinen Romanen legte. Noch zu Lebzeiten engagierte er Blake Bailey als seinen Biografen, dem er in langen Gesprächen Rede und Antwort stand und dem er exklusiven Zugang zu seinem Archiv gewährte. Roths Geschichte des Aufstiegs aus kleinen Verhältnissen zu literarischem Weltruhm zeigt sein Werk in einem neuen Licht und erzählt dazu von den großen politischen und kulturellen Debatten seiner Zeit - ein biografisches Meisterwerk und spannendes Gesellschaftsbild einer ganzen Epoche.

Blake Bailey, geboren 1963, hat in den USA vielbeachtete Biografien über Richard Yates, John Cheever und Charles Jackson veröffentlicht, bevor ihm Philip Roth exklusiven Zugang zu seinem Privatarchiv gewährte, um seine verbindliche Biografie schreiben zu lassen. Blake Bailey lebt in Norman, Oklahoma.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Prolog

Am 23. Oktober 2005 beging man in Newark den Philip-Roth-Tag. Zwei Busse voller Fans fuhren auf einer Philip-Roth-Tour durch die Stadt und machten halt an sinnträchtigen Orten - dem Washington Park, der Leihbücherei, der Weequahic High School -, wo Passagiere entsprechende Passagen aus Roths Werk vorlasen. Schließlich versammelten sich alle vor dem Haus in der Summit Avenue 81, in dem Roth aufgewachsen war, und begrüßten den in einer Limousine eintreffenden Autor mit Jubel. »Sie kommen jetzt sofort her und geben mir einen Kuss!«, sagte Roberta Harrington, die gegenwärtige Eigentümerin des Hauses, und Roth sorgte dafür, dass sie den Rest des Tages in seiner Nähe blieb.1 Bürgermeister Sharpe James, den Roth sehr verehrte (»ein Großstadtbürgermeister mit Donnerworten und allen Schikanen«), sprach ein paar Worte, bevor Roth das schwarze Tuch entfernte, das die Tafel am Gebäude verhüllte: »Dies ist das Elternhaus von Philip Roth, einem der größten amerikanischen Schriftsteller des 20. und 21. Jahrhunderts.« Dann begab man sich über die Straße zur Ecke Summit und Keer Avenue. Diese letztere würde, wie weiße Lettern auf grünem Grund verkündeten, von nun an Philip Roth Plaza heißen.

Anschließend gab es einen Empfang in der Leihbücherei in der Osborne Terrace, wo Roth als Jugendlicher viel Zeit verbracht hatte. Der Bürgermeister trat ans Rednerpult. »Ihr Weequahic-Jungs denkt ja, wir von der South Side können nicht lesen«, sagte er zu Roth und bezog sich auf seine eigene, überwiegend schwarze Schule, die er etwa zur selben Zeit besucht hatte, als Roth auf die Weequahic High gegangen war. Dann las er (»hervorragend«) die folgende Passage aus The Counterlife:

»Wenn Sie aus New Jersey sind«, hatte Nathan gesagt, »und Sie schreiben dreißig Bücher, und Sie bekommen den Nobelpreis, und Sie erleben, dass sie weißhaarig und fünfundneunzig Jahre alt werden, dann ist es zwar höchst unwahrscheinlich, aber doch nicht ausgeschlossen, dass man einen Parkplatz an der Jersey-Autobahn nach Ihnen benennt. Und so wird, lange nachdem Sie abgetreten sind, vielleicht wirklich Ihrer gedacht, aber zumeist von kleinen Kindern auf dem Rücksitz im Auto, wenn sie sich nach vorn lehnen und zu ihren Eltern sagen: 'Anhalten, bitte, könnt ihr bei Zuckerman anhalten - ich muss mal Pipi.' Das ist das Maximum an Unsterblichkeit, auf das ein Schriftsteller aus New Jersey realistischerweise hoffen kann.«2

Schließlich ergriff Roth das Wort: »Heute ist Newark mein Stockholm und diese Tafel mein Nobelpreis. Keine Ehrung irgendwo auf der Welt könnte mich tiefer berühren. Mehr gibt's dazu nicht zu sagen.« Ein paar Tage zuvor hatte sein Freund Harold Pinter den Nobelpreis bekommen.

»Mr. Roth ist ein Schriftsteller, dessen Können und Wortgewalt noch größer sind als seine zugegebenermaßen große Reputation«, hatte der bedeutende Kritiker Frank Kermode acht Jahre zuvor geschrieben, nachdem er American Pastoral gelesen hatte, Roths Roman über den Niedergang von Newark und den noch schwerer wiegenden Verlust der amerikanischen Unschuld in den Sechzigerjahren, das Buch, für das er den Pulitzer-Preis bekam.2 Kermode dachte dabei vielleicht an einen früheren Roman, der ebenfalls in Newark spielte und dem sich noch immer ein großer Teil von Roths Reputation verdankte: Portnoy's Complaint, seinen 1969 erschienenen Bestseller über einen von seiner Mutter geplagten, von schiksen besessenen jüdischen Jungen, der mit einem Stück Leber masturbiert (»Ich habe das Abendessen meiner Familie gevögelt«3). Vieles von dem, was Roth später schrieb, war eine Reaktion auf den demütigenden Ruhm dieses Buches, auf die weitverbreitete Annahme, Roth habe nicht einen Roman, sondern ein Geständnis geschrieben, ganz zu schweigen von dem in Kreisen des jüdi