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Worte, die wirkenOverlay E-Book Reader

Worte, die wirken

Einführung in die hypnosystemische Seelsorge | Jean-Otto Domanski

E-Book
2022 Gütersloher Verlagshaus
208 Seiten
ISBN: 978-3-641-28699-6

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Kurztext / Annotation
Vertrauen, Wertschätzung und Hoffnung vermitteln
Schnelle und nachhaltige Lösungen für langwierige und scheinbar unlösbare Probleme und seelische Not? Was unmöglich klingt, kann in der hypnosystemischen Seelsorge gelingen. In diesem Kurzzeitverfahren werden psychische und physische Selbstheilungskräfte aktiviert und in traditionelle Seelsorgeformen integriert.

Jean-Otto Domanski, Pfarrer, hypnosystemischer Berater und Seelsorge-Ausbilder stellt die Grundlagen hypnosystemischer Seelsorgearbeit vor und zeigt an vielen Beispielen, wie das lösungs- und ressourcenorientierte Seelsorgegespräch gelingen kann.

Jean-Otto Domanski, geboren 1966, Pfarrer der Ev. Kirchengemeinde Tegel-Borsigwalde, Berlin-Reinickendorf, Klinische Seelsorgeausbildung (KSA) in Berlin und Hamburg, Coaching-Ausbildung beim Institut für Kultur und Religion, Berlin, Hypnotherapieausbildung nach Milton H. Erickson am Institut für Hypno-Systemische Beratung, Kaiserslautern, Ausbildung zum systemischen Gemeinde-und Organisationsberater beim Institut für Personalberatung, Organisationsentwicklung und Supervision (IPOS) der Ev. Kirche in Hessen und Nassau, Aufbauausbildung Hypno-Systemische Beratung und Therapie am Institut für Hypno-Systemische Beratung, Kaiserslautern. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Berlin.



Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

II. GRUNDLAGEN

2. Biografie und Therapie - Leben und Wirken von Milton Erickson

Viele hypnosystemische Techniken gehen auf Milton Hyland Erickson zurück oder sind Weiterentwicklungen seiner Ansätze. Um sie zu verstehen, ist es hilfreich, nicht nur seine Arbeiten, sondern auch seine Lebensgeschichte zu kennen. Erickson (1901-1980) war einer der innovativsten und einflussreichsten amerikanischen Therapeuten des 20. Jahrhunderts. Seinen spektakulärsten Fällen ist gemein, dass er scheinbar unüberwindliche Probleme elegant und mit überraschend simplen und originellen Ideen auflöste. Neben seinen eigenen Schülern prägte er die Palo-Alto-Gruppe um Paul Watzlawick, John Weakland und Richard Fisch, beeinflusste Gregory Bateson, die aufkommende Familien- und systemische Therapie sowie die lösungsorientierte Kurzzeittherapie von Steve de Shazer und Insoo Kim Berg. Auch Richard Bandler und John Grinder, die Gründer des Neuro-Linguistischen-Programmierens (NLP), studierten und kopierten seine Techniken.

Die Entwicklung der modernen Hypnotherapie durch Erickson ist eng mit seiner Biografie verknüpft. Für ihn waren Hoffnung und psychische Widerstandsfähigkeit die Voraussetzung für die Bewältigung seines eigenen Lebens. Milton Erickson wurde 1901 als zweites Kind einer armen Farmerfamilie im Mittleren Westen der USA geboren. Schon als Kind war er anders, was sich darin zeigte, dass er nicht nur einen großen Wissensdurst, sondern auch eine ganze Reihe von Allergien und Beeinträchtigungen mitbrachte. Er lernte spät laufen und sprechen, war farbenblind und litt unter Dyslexie, d.h.: Lesen und schreiben zu lernen fiel ihm ausgesprochen schwer. Er berichtete später mehrfach von dem Aha-Erlebnis, als seine Grundschullehrerin die Merkmale der Zahl »3« hervorhob und er zum ersten Mal lernte, sie von dem Buchstaben »M« zu unterscheiden. Trotzdem las er alle Bücher, die er in die Finger bekam, und war als Mister Dictionary bekannt, da er im Lexikon immer von vorne zu lesen begann und erst spät begriff, dass die Artikel alphabetisch sortiert und unter den Anfangsbuchstaben zu finden sind. Mit 15 Jahren schrieb er einen Artikel für eine nationale Zeitschrift, der sich mit den Problemen von jungen Menschen auf dem Land beschäftigte.

Mit 17 Jahren erkrankte Erickson an spinaler Kinderlähmung. Die Prognose war schlecht, und der Arzt der Familie erklärte den Eltern, dass ihr Sohn den nächsten Morgen nicht erleben werde. Diese Ankündigung machte Erickson unglaublich wütend, weil er dachte, kein Arzt habe das Recht, einer Mutter so etwas zu sagen. Er bat seine Eltern, sein Bett und die Kommode so zu stellen, dass er durch den Flur im Westen den Sonnenuntergang sehen konnte. Seine Eltern dachten, er sei im Delirium, erfüllten ihm aber den Wunsch. Erickson konzentrierte sich auf einen einzigen Gedanken: »Ich werde den nächsten Morgen erleben.« Er erlebte den nächsten Morgen und auch den Sonnenuntergang am Abend, dann verlor er für drei Tage das Bewusstsein.

Als er aus dem Koma erwachte, war sein Körper weitgehend gelähmt. Er war noch in der Lage, die Augen zu bewegen, zu schlucken und unter Mühen zu sprechen. Er verbrachte die Tage in einem Schaukelstuhl, in dem er von seiner Familie festgebunden wurde, damit er nicht herausfiel. Seine Eltern und die acht Geschwister leisteten ihm immer wieder Gesellschaft. Trotz alledem war sein Wissensdurst ungebremst. Er gewöhnte es sich an, auf kleinste Details seiner Umgebung zu achten, und entwickelte so eine phänomenale Beobachtungsgabe. So konnte er aus dem Klang der Schritte auf die Stimmung von Besuchern schließen. Das ging so weit, dass er in späteren Jahren einer Mitarbeiterin zu ihrer Schwangerschaft gratulierte, von der diese selber noch nichts wusste.

An einem Tag hatte seine Familie keine Zeit, sich um ihn zu kümmern. Er saß im Schaukelstuhl und seine Sehnsucht, wenig