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Die Erfindung der Hausfrau – Geschichte einer EntwertungOverlay E-Book Reader

Die Erfindung der Hausfrau – Geschichte einer Entwertung

Geschichte einer Entwertung | Evke Rulffes

E-Book
2021 Harpercollins
Auflage: 1. Auflage
288 Seiten
ISBN: 978-3-7499-5117-8

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Kurztext / Annotation

Kinder, Küche und Karriere? - Über Arbeitsteilung, Rollenbilder und gekippte Machtverhältnisse

»Das bisschen Haushalt« - diese unsäglich anstrengende, undankbare Aufgabe kostet viele Frauen bis heute den letzten Nerv. Egal, ob sie berufstätig oder »nur« Hausfrau (und Mutter) sind. Doch unter welchen ökonomisch-gesellschaftlichen Verhältnissen konnte sich überhaupt ein solches Rollenmodell etablieren, das Frauen nicht nur in finanzielle Abhängigkeit drängte, sondern enormen psychischen Belastungen aussetzte?

Evke Rulffes erzählt die historische Entwicklung der Hausfrau nach und zeigt, wo sich diese alten Verhältnisse trotz all der politischen Bemühungen um ein gleichberechtigtes Miteinander heute noch wiederfinden, wie sie uns prägen und beeinflussen: Warum haben vor allem Mütter das Gefühl, sie müssen alles alleine schaffen? Warum ist es ihnen unangenehm, sich Hilfe zu organisieren? Und warum bleibt selbst das Organisieren von Hilfe in der Regel bei ihnen hängen?

Pointiert, fundiert und erhellend zeigt uns die Autorin die historischen Gründe für unseren Gender-Gap und was die Erfindung der Hausfrau mit dem schlechten Gewissen der Mutter zu tun hat. Denn »Das bisschen Haushalt« kommt nicht von ungefähr ...

Ein Plädoyer für mehr Gerechtigkeit und Wertschätzung von Care- und Hausarbeit

»Evke Rulffes zeigt in ihrem Buch 'Die Erfindung der Hausfrau' das fehlende Bewusstsein für eine unverzichtbare Arbeit - und liefert amüsante Einblicke in die Alltagskniffe des 18. Jahrhunderts.« Marlene Knobloch, Süddeutsche Zeitung, 18.10.2021

»Ein sehr spannendes Buch.« Judith Heitkamp, BR2 Kulturwelt, 28.10.2021

»Präzise macht Rulffes deutlich, dass wirkmächtige Rollenbilder sich aus ideologischen Motiven entwickelten, zum Nachteil von Frauen.« Elisa von Hof, Der Spiegel, 30.10.2021

»[Es] lohnt sich das Buch zu lesen - Die Erfindung der Hausfrau - sehr interessant, sehr vielschichtig.« Kristin Hunfeld, Bremen Zwei, 31.20.2021



Evke Rulffes ist Kulturwissenschaftlerin. Sie promovierte 2018 an der Humboldt-Universität Berlin mit einer Arbeit über »Die angewiesene Frau. Christian Friedrich Germershausens ?Hausmutter?«, in der sie sich mit Haushaltsratgebern der Spätaufklärung beschäftigte. Außerdem ist sie Redaktionsmitglied der Zeitschrift ilinx - Berliner Beiträge zur Kulturwissenschaft. Sie lebt heute als Kuratorin und Autorin in Berlin.www.evkerulffes.de

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1.
Vom Beruf zur Bestimmung

MEISTERINNEN, EXPERTEN- UND ARBEITSPAARE

Die Hausfrau ist eine Entwicklung des 19. Jahrhunderts, die Hausmutter war sozusagen ihre Vorgängerin; doch auch die Hausmutter war nur ein Rollenmodell neben vielen anderen für Frauen vor der Zeit um 1800. Neben der Tatsache, dass zu vielen Zeiten nur ein Teil der Bevölkerung überhaupt verheiratet war, arbeiteten auch Ehefrauen in allen möglichen Berufen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Bild der ländlichen Hausmutter mit der bürgerlichen Ehefrau verknüpft und als Rollenmodell für alle Frauen propagiert, indem es zur 'natürlichen Bestimmung der Frau' deklariert wurde.

Das Konzept der bürgerlichen Hausfrau hat sich uns so nachhaltig eingeprägt, dass wir immer noch der Vorstellung anhängen, Frauen seien seit Urzeiten für den Haushalt (also für das Sammeln und nicht das Jagen) zuständig, während die Männer durch eine körperlich oder intellektuell stärker fordernde 'richtige' Arbeit für den Unterhalt der Familie sorgen (für Geld oder kalorienhaltiges Fleisch). Auch wenn diese Vorstellung heute an Bedeutung verloren zu haben scheint, greift sie doch nach wie vor oft massiv in unsere Lebensrealitäten und - entwürfe ein. Tatsächlich mussten Frauen immer schon mehr Tätigkeiten im Haushalt übernehmen als Männer, anders gesagt: Männer haben diese oft verweigert. Doch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein gab es nur wenige Menschen, die es sich leisten konnten, nicht zum gemeinsamen Haushaltseinkommen beizutragen, ob Frauen, Männer oder Kinder. Viele Betriebe waren Familienbetriebe und auf die unentgeltliche Mitarbeit aller Familienmitglieder angewiesen. Aber auch jedes zusätzliche, außerhalb des familiären Zusammenhangs erwirtschaftete Einkommen war nicht nur willkommen, sondern lebensnotwendig.

Die im frühen Mittelalter entstehenden Städte, die über eigene Stadtrechte verfügten, waren die ersten, die Frauen ein vom Vater oder Ehemann unabhängiges Bürgerrecht zusprachen. Das geschah vor allem auf Drängen der Kaufleute, die den Reichtum dieser Städte begründeten. Denn die Händler waren die meiste Zeit auf Reisen, unterdessen mussten ihre Ehefrauen die Geschäfte vor Ort weiterführen. So benötigten sie die Bürgerrechte etwa, um säumige Schuldner*innen vor Gericht verklagen zu können. Darüber hinaus mussten die Ehefrauen lesen und schreiben können - auch auf Latein, der damals internationalen Sprache -, und vor allem das Rechnen beherrschen. Die Kaufleute gründeten deshalb eigene Schulen, die auch ihren Töchtern offenstanden. Immerhin ließ jeder der deutschen Kleinstaaten seine eigene Währung prägen, sodass die Kaufleute nicht nur mit unterschiedlichen Preisen, sondern auch mit unterschiedlichen Zahlungsmitteln zu jonglieren hatten. Außerdem gab es unzählige verschiedene Maße und Gewichte, die im überregionalen und internationalen Handel ständig umgerechnet werden mussten. Frauen waren aktiv an diesen Geschäften beteiligt oder führten sie unabhängig von ihrem Ehemann. 2

Aber ohnehin waren selbstständige Handwerkerinnen, Händlerinnen, Ärztinnen oder Wirtinnen in den Städten des Mittelalters keine Seltenheit - mit oder ohne Ehemann. Nur etwa die Hälfte der Bevölkerung war überhaupt verheiratet, und aus städtischen Registern der Bewohner*innen geht hervor, dass es viele uneheliche Kinder gab. Als die mittelalterlichen Städte und Gemeinden immer größer wurden, musste die Bevölkerung effizienter organisiert werden. Der Haushalt als kleinste Einheit sollte die Verwaltung erleichtern. Der Haushaltsvorstand, bestehend aus Hausmutter und Hausvater, sollte das Sagen über die Haushaltsmitglieder haben - Kinder, unverheiratete Verwandte, Gesinde und die oft wechselnden Untermieter*innen. So verwandelte sich die Ehe im späten Mittelalter zunehmend in eine verbindliche Form der Beziehung von Frauen und Männern und gewa