Buchhandlung Herder

Suche

The EndOverlay E-Book Reader

The End

Das Buch vom Tod | Eric Wrede

E-Book
2018 Heyne Verlag
192 Seiten
ISBN: 978-3-641-22841-5

Rezension verfassen

€ 12,99

in den Warenkorb
  • EPUB sofort downloaden
    Downloads sind nur in Österreich möglich!
  • Als Taschenbuch erhältlich
Kurztext / Annotation
Der Tod. Er erwischt uns irgendwann alle. Aber wer weiß, wie das geht? Sterben, beerdigen und trauern. Erklärt hat es uns niemand. Im schlimmsten Fall treten die Kirche und die Bestattungsbranche als Gralshüter einer 'Kultur' auf, die vor allem ihnen selbst nützt. Eric Wrede war Musikmanager und wurde Bestatter. Er will etwas ändern an der gängigen Trauerkultur. Er begleitet Menschen auf ihrem letzten Weg frei von Konventionen. In seinem Buch zeigt er anhand vieler Beispiele aus der Praxis, wie die Alternative aussehen kann.

Eric Wrede ist Bestatter bei lebensnah. Er ist aus seinem alten Beruf als Musikmanager ausgestiegen, um seine Idee von einem persönlichen Bestattungsinstitut umzusetzen. Sein Handwerk erlernte er in einem traditionellen Berliner Bestattungshaus. Er arbeitet und lebt in Berlin.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1. Kapitel

I Fought The Law

Waren Sie schon einmal mitten in der Nacht auf einem Friedhof und haben versucht, eine Urne auszubuddeln? Nein? Ich hatte das auch nicht in meiner Lebensplanung vorgesehen. Selbst dann nicht, als ich mich nach langen Überlegungen dazu entschlossen hatte, mit Anfang dreißig Bestatter und Trauerbegleiter zu werden. Und doch stand ich in jener Nacht mit einer Stirnlampe, einer kleinen Gartenschaufel und einem großen Rucksack vor einer Berliner Friedhofsmauer und versuchte, meinen langen Körper so geräuschlos wie möglich über das Hindernis zu wuchten, um ein Grab auszuheben. Wie zur Hölle war ich nur hierhergekommen?

Bevor ich mich dazu entschloss, Bestatter zu werden, war ich Musikmanager. In die Branche war ich durch diverse Zufälle gestolpert. Es war nie mein erklärtes Ziel gewesen, für ein Label zu arbeiten. Während meines Studiums jobbte ich nebenher in einem Berliner Plattenladen, nachts legte ich manchmal als DJ auf. Mit einem Bekannten sprach ich irgendwann über die von mir verehrten, aber in Deutschland noch recht unbekannten The Killers. Dass man die hierzulande noch nicht anständig bekannt gemacht hatte, empfand ich Großmaul und Musik-Nerd als klaren Beweis dafür, wie mies es um die deutsche Plattenindustrie bestellt war. Mein Bekannter sagte: »Du hast eine große Klappe. Komm doch mal mit und sag das meinen Freunden, die machen sich gerade selbstständig.« Also besuchte ich die Jungs von Motor Music, und die boten mir anschließend einen Job an.

Ich war in meinen Zwanzigern, arbeitete mit coolen Musikern zusammen und verdiente mehr Geld, als ich es mir zu Studentenzeiten je erträumt hatte. In Berlin hat man damit eigentlich den Gipfel erreicht. Es war ein toller Job. Aber ich hatte ihn nie bewusst ausgesucht, er war mir einfach so zugeflogen. Und als ich mir wie fast jeder andere mit Anfang dreißig die Frage stellte, ob mich mein Leben wirklich glücklich machte, dachte ich über meinen Job nach. Und dass ich doch eigentlich tief im Inneren auf der Suche nach einer echten Berufung war. Der Stein im Schuh drückte, aber ich wusste noch nicht, wie ich ihn ausschütteln konnte.

Ich begann, Listen zu erstellen. Mit Antworten auf Fragen wie »Was brauche ich?« oder »Was will ich?«. Am Ende stand da unter anderem: »Ich will mich um Menschen kümmern«, »Ich will dafür anständig bezahlt werden« und »Ich möchte Prozesse abschließen«. Das war eines meiner großen Probleme mit einem Job in der Musik- oder Medienbranche: Man hat nie das Gefühl, Dinge wirklich zu beenden. Ich dachte nach. Sollte ich anfangen, Psychologie zu studieren? Eine Schreinerausbildung beginnen oder Möbelrestaurator werden? Wirklich richtig fühlte sich das alles nicht an.

2010 besuchte ich Freunde in Mönchengladbach. Gemeinsam gingen wir zu einer Tattoo-Convention. Ich wollte eigentlich erst am Montag wieder zurück nach Berlin fahren, setzte mich dann aber doch schon am Sonntag ins Auto und gab Gas. Ich schaltete das Radio ein, suchte irgendwas Entspanntes und blieb bei WDR 3 hängen. Im Kulturradio lief ein Interview mit Fritz Roth, einem Pionier der alternativen Bestattungsszene in Deutschland. Ich hatte noch nie von ihm gehört. Er erzählte von seiner Ausbildung zum Trauerpädagogen, seiner Trauerakademie »Haus der menschlichen Begegnung« und dem von ihm gegründeten ersten privaten Friedhof in Deutschland. Seine Aussagen über seine Motivation und seinen Beruf trafen mich wie ein Schlag. Das war genau das, was ich mir auf meine Listen geschrieben hatte! Die Bestattungsbranche, so Roth, sei sehr verschlossen und unmodern. Sie brauche dringend jüngere Kräfte, die mit neuen Ideen das bestehende knochentrockene Gewerbe aufbrechen. Für mich war dieses Interview ein Erweckungserlebnis, mitten auf der A2. Ich steuerte eine Raststätte an und musste mich erst mal sammeln. Bestatter also. What the fuck? Das würde mir doch niemand abnehmen.

Was faszinierte mich so an diesem Jo