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Dachs und Stinktier

Mit Illustrationen von Jon Klassen, Träger des Deutschen Jugendliteraturpreises 2020 | Amy Timberlake

E-Book
2020 Cbj; Algonquin Young Readers
144 Seiten; Mit fbg. Illustrationen; ab 6 Jahre
ISBN: 978-3-641-25473-5

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€ 9,99

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Kurztext / Annotation
Ein Stinktier kommt selten allein
Dachs ist nicht unzufrieden mit seinem Leben: Als passionierter Steinforscher verbringt er seinen eintönigen Alltag bei Lampenlicht und trockenem Müsli. Ansonsten tut sich nicht viel. Und das ist auch gut so, findet Dachs. Auftritt Stinktier! Der steht eines Tages vor der Haustür und stellt sich als neuer Mitbewohner vor. Ehe Dachs sich's versieht, richtet Stinktier sich ein und wirft unbekümmert die Hausordnung über den Haufen. Aber er kocht köstliche Mahlzeiten! Außerdem erzählt Stinktier gerne Geschichten und lädt als Publikum eine Hühnerschar aus der Nachbarschaft ein. Ein Haufen Hühner? In seinem stillen Haus? Dachs ist zutiefst erschüttert! Er will seinen grauen Forscheralltag zurück, komme was wolle. Erst als Dachs die Hühner und Stinktier vertrieben hat, muss er erkennen, wie sehr er sie vermisst. Doch wie soll er sie wiederfinden?

Wunderschöne, hochwertige Ausstattung mit Schutzumschlag und Farbtafeln im Innenteil. Illustriert von Jon Klassen, Träger des Deutschen Jugendliteraturpreises 2020 in der Kategorie Bilderbuch.

Amy Timberlake, geboren in Wisconsin, ist Literaturkritikerin, Kolumnistin und Buchhändlerin. Ihr Jugendroman »One came home« wurde als Newbery Honor Buch ausgezeichnet, einer der renommiertesten amerikanischen Preise für Jugendliteratur. Ihr Bilderbuch »The Dirty Cowboy« gewann den Golden Kite Award. Die Autorin lebt heute in Chicago.



Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Natürlich konnte jederzeit Tante Lula vorbeikommen, schließlich war es ihr Haus. Aber Tante Lula würde nicht klopfen. Sie hatte ja einen Schlüssel.

Dachs erinnerte sich, wie Tante Lula ihm damals aus der Patsche geholfen hatte: Vor drei Jahren war er ein einfacher Stein-Wissenschaftler ohne regelmäßige Steinforschungen und ohne vernünftigen Bau gewesen, in dem sich wohnen ließ. Die Situation hatte sich immer weiter verschlimmert, bis Tante Lula ihm ihr Haus als Unterkunft anbot. »SolangebisduwiederaufdieBeinekommst«, hatte Tante Lula gesagt, die ein Baummarder war und immer ganz schnell und ohne Punkt und Komma redete. Tante Lula hatte ihm das Haus für umsonst angeboten. »DugehörstdochzurFamilie! DubistmeinNeffe!«

Wissenschaftsförderung! Langzeit-Unterkunft. Gewährung von Zeit und Raum!, hatte Dachs gedacht.

Wie auch immer, Tante Lula kam so gut wie nie vorbei. Sie schrieb lieber Briefe. Das Bild eines Postkorbs auf dem Schreibtisch blitzte vor seinen Augen auf. In dem Postkorb lagen zwei, wenn nicht gar drei ungeöffnete Briefe von Tante Lula.

Muss ich dringend lesen, dachte Dachs.

Klopf-klopf-klopf. Klopf.

Dachs runzelte die Stirn. Der Typ klopfte doch wohl nicht immer noch?

Klopf. Klopf. Klopf.

Dachs beschloss, das Klopfen zu ignorieren. Irgendwann würde der Kerl schon verschwinden. Er drehte den Quarzit in der Pfote, hielt das Vergrößerungsglas über ein verheißungsvolles Kristall und beugte sich dichter heran.

»Dachs?«, drang eine Stimme durchs Schlüsselloch.

Dachs erstarrte.

»Dachs? Bist du da?«, ertönte die Stimme wieder.

Dachs ließ den Quarzit fallen. Der Stein zerbrach.

»Schleimige Schlammbrühe!«

»Dachs?« Klopf-klopf-klopf.

Dachs schaute auf die Teile des Quarzits. Dann schaute er zur Haustür. Dann legte er sein Vergrößerungsglas weg, stand auf und ging zum Steinpolierer. Er drückte den Schalter auf AN. Das Wasser im Behälter spritzte. Der Splitt im Behälter schliff. Ratschratschratsch knirschten die Steine, und der Motor heulte, während der Steinpolierer grrrrrRRRRR, grrrrrRRRRR, grrrrrRRRRR weiter- und weiterschliff.

Dachs seufzte. Er ließ die Schultern sinken, kehrte den zerbrochenen Quarzit auf und wählte einen anderen Stein. Er setzte sich wieder an seinen Steinetisch, griff nach dem Vergrößerungsglas und hielt es über den Stein.

Konzentrier dich, ermahnte er sich, als er hinter sich eine Bewegung am Fenster wahrnahm.

Dachs konzentrierte sich eine (einundzwanzig, zweiundzwanzig), zwei (einundzwanzig, zweiundzwanzig), drei (einundzwanzig, zweiundzwanzig) Sekunden und fragte sich dann: Woher kennt der Typ meinen Namen? Auf dem Namensschild am Briefkasten stand Lula P. Marder.

Und dann kam ihm plötzlich ein Gedanke: Was, wenn das jemand Wichtiges ist?

Dachs jagte durch den Flur, riss die Riegel zurück, löste die Kette und öffnete die Tür.

Niemand stand da.

»Hallo? Ist da jemand?«, rief Dachs.

Ein Vogel sang. Ein Windstoß jagte vorbei. Die Luft roch nach Honig.

Er trat hinaus auf die Treppe. Der Briefkasten und der Blumentopf waren leer. Dachs sah auch keinen Zettel oder sonst irgendwas an der Außenseite der Tür. Er runzelte die Stirn. Jemand Wichtiges hätte doch eine Nachricht hinterlassen.

Unten auf dem Gehweg blieb ein grau-weiß geflecktes Huhn stehen. Es sah zu Dachs hoch - erst mit dem linken Auge, dann mit dem rechten.

Ein Huhn? In Norddrill? Dachs hatte hier noch nie Hühner gesehen.

»Bock, bock-bock«, sagte das Huhn. Es stand mit emporgerecktem Hals da und betrachtete ihn von links nach rechts und von rechts nach links.

Dachs hatte das seltsame Gefühl, irgendwas sagen zu müssen